Ergänzend zu meinem Artikel von gestern las ich heute weiter. Wie zu erwarten erhärten sich die propagandistisch anmutenden Forderungen eines gewissen Herrn Friedrich nach mehr öffentlicher Überwachung und die liebe Bild-Zeitung stößt fröhlich mit ins Horn.
„Die Ereignisse in Boston zeigen erneut, wie wichtig die Überwachung des öffentlichen Raums durch Videokameras für die Aufklärung schwerster Straftaten ist. […]“ wird Friedrich zitiert.Nun sollte man vielleicht, nur vielleicht, bevor man solch hahnebüchene, freiheitsfeindliche Äußerungen in den Raum stellt, einmal überlegen, wer oder was denn nun wirklich zur Aufklärung beigetragen hat.
Öffentliche Überwachung? Pustekuchen! Die Bilder, die zur Identifikation der Täter von Boston beigetragen haben, stammen von der Überwachungskamera aus dem Eingangsbereich eines Kaufhauses. Eine private Überwachungskamera einer privaten Firma bei der meiner Ansicht nach sogar fraglich ist, ob sie überhaupt so ausgerichtet sein dürfte, dass Passanten, die das Gebäude nichtmal betreten, erkennbar sind.
Aber ab davon bleibt in jedem Fall die Erkenntnis: Irgendeine Form von staatlicher Überwachung des Öffentlichen Raums hat exakt keinen wie auch immer gearteten Beitrag zur Aufklärung geleistet. Hieraus also irgendwelche Begehrlichkeiten nach mehr staatlicher Überwachung abzuleiten und reflexartig ein Budget hierfür von der Bundesregierung einzufordern ist nicht nur im Sinne unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung fragwürdig sondern auch komplett am Thema vorbei. Setzen, 6, Herr Friedrich.
Als Hilfreich könnte sich noch der Aufruf der Bostoner Polizei erweisen, Privataufnahmen die dienlich sein könnten, einzusenden oder zu übermitteln. Dank Smartphones sind heute eh Kameras überall und wenn etwas passiert, schiessen mit der gleichen reflexhaften Geschwindigkeit, mit der Herr Friedrich nun Geld für einen Ausbau der öffentlichen Überwachung fordert, die Hände mit den Smartphones hoch, um auch ja jede geile Katastrophensituation im Bewegtbild festzuhalten.
Und wieder bleibt die Erkenntnis bzw. die Frage: Welchen Nutzen soll „mehr Überwachung des öffentlichen Raums“ bringen? Einzig ablesbarer Effekt den ich erkennen kann ist, dass wieder einmal Steuergelder verbrannt werden. Mir ist nicht ein einziger Fall bekannt, in dem Öffentlichkeitsüberwachung relevant beigetragen hätte, ein Verbrechen solchen Ausmaßes aufzuklären oder gar zu verhindern. Mit welchem Recht oder welcher Logik also steht diese Forderung im Raum?
Richard Gutjahr hat hierzu neulich einen spannenden Blogeintrag verfasst, in dem er die Ergebnisse einer Nacht beschreibt, die er sich mit dem Thema Vorratsdatenspeicherung und Studien zu dem Thema befasst hat. Das Ergebnis ist ernüchternd. Nicht nur, dass praktisch keinerlei Erfolge im Bereich allgemeiner Sicherheit (Terrorismus) oder Kinderpornographie, der beiden von der Politik meist angeführten Themen, wenn es um das Thema geht, vorliegen, NEIN, obendrein erkennt man auch deutlich, wofür unsere Behörden dieses uns als Terror- und Missbrauchsschutz verkaufte Instrument denn tatsächlich nutzen.
Scheibe für Scheibe wird so unsere freiheitliche Gesellschaftsordnung aufgeweicht. JA, Freiheit heisst auch Risiko. ABER, auch Überwachung heisst Risiko. Und ich glaube, letzteres ist das größere Risiko.
Hier noch der Link zum ersten Post: link
„Jene, die Freiheit aufgeben, um eine vorübergehende Sicherheit zu erwerben, verdienen weder Freiheit noch Sicherheit.“ Benjamin Franklin
Der Artikel gefällt mir. In meiner Ausstellung „Politik und Religion“ zeige ich neben meinen Bildern auch Zitate zu dem Thema Überwachung. Es würde mich freuen, wenn ihr meine neue Online-Galerie mal besucht. Hier mehr über mich und meine Arbeiten: http://www.freidenker-galerie.de/politik-und-religion-acrylbilder-weisheiten-zitate/