Die Deutsche Sachlichkeit…

MadeinGermanyEigentlich sollte dieser Beitrag eine andere Überschrift haben, sie sollte ungefähr so aussehen:

Der Die Deutsche Stolz Sachlichkeit

leider erlauben Überschriften hier diese Form der Formatierung nicht, nun denn, so geht es ja auch. Es handelt sich mal wieder um eine mehr oder weniger sinnfreie Gedankenkette, die mir bei der Hunderunde in den Sinn kam…

Der Deutsche an sich hat ja nicht stolz zu sein, das wissen wir, das wurde uns seit Schulzeiten eingetrichtert. Mit der Form von „Patriotismus“, wie er in anderen Ländern gelebt wird, kommen wir hier irgendwie nicht klar… das geht sogar so weit, dass ich das Wort Patriotismus gerade in Gänsefüßchen gesteckt habe, ohne das wirklich begründen zu können. Wir halten fest: Der Deutsche an sich ist, schon aus historischer Verpflichtung, generell tolerant, weitgehend immun gegen Nationalstolz und insgesamt ja auch total weltoffen und so.

Oder?

Nun, im Alltag scheint das sicher so, abseits von Sportveranstaltungen werden keine Fahnen geschwenkt und wir sind ja auch immer bemüht, für alles mögliche Verständnis aufzubringen. Andererseits ist ein offen gelebter Patriotismus, wie ihn viele unserer Mitmenschen in anderen Ländern so unbeschwert vor sich hin leben, was wir nun so gar nicht nachvollziehen können, in Deutschland einer Art zynischen, verdeckten Nationalstolzes gewichen, oder?

Achtet mal darauf, wo immer Deutsche mit anderen Nationalitäten zusammentreffen. Es ist interessant zu sehen… der Hausmeister in Deutschland hält sich dem asiatischen Raketentechniker ebenso für fachlich/technisch überlegen wie der deutsche Kellner meint, dem spanischen Hotelmanager erklären zu müssen, wie man Gäste „richtig“ bedient. Das alles wird gar nicht offensiv als „wir wissen es besser“ kommuniziert sondern eher so wohlwollend, leicht von oben herab, „wir wollen ja nur helfen“-mäßig.

Gleichzeitig steht da immer die wohlwollend väterliche Nachsichtigkeit. Wer kennt das nicht, das deutsche Ehepaar, das im Hotel in Griechenland mit allem eigentlich unzufrieden ist, aber dann doch nichts sagt weil „die können ja nichts dafür, wir sind hier eben in Griechenland“…

Diese Mischung aus wohlwollender Überheblichkeit und nachsichtiger Großzügigkeit ist es, die den Deutschen im Moment in weiten Teilen der Welt zugeschrieben wird, sind doch „die Anderen“ auch nicht zu blöd, um das zu erkennen, auch wenn wir, in unserer erwachsenen Deutschheit den Rest der Welt gerne wie eine Kindergartengruppe sehen und behandeln – nett und pädagogisch wertvoll, aber „sie wissen es halt alle (noch) nicht besser“-mäßig.

„Made in Germany“, einst als „Brandzeichen“ gegen Deutsche Produkte ersonnen, hat sich als Qualitätsmerkmal so sehr in unsere Köpfe eingebrannt, dass wir tatsächlich heute glauben, die Tatsache, in Deutschland gezeugt und geformt worden zu sein, sei ein naturgegebenes Qualitätsmerkmal, so gesehen braucht der Deutsche an sich gar keinen Nationalstolz mehr sichtbar zu tragen, weil der ja in der Eigenschaft „Made in Germany“ schon zum Ausdruck kommt. Ganz objektiv und sachlich betrachtet ist es ja nunmal so, dass Sachen (und Menschen?) die aus Deutschland kommen, spezielle Qualitätsanforderungen erfüllen und somit von Natur aus „über den Dingen“ stehen.

Die Welt spielt da zu allem Überfluß auch (noch) mit. Kaum ein Land der Welt in dem auf den Dialog „Where are you from?“ – „From Germany!“ nicht ein wissendes Nicken und ein Kommentar über die Deutsche Wertarbeit und die Deutschen Tugenden käme… ja, die Welt selbst streichelt uns Deutsche fröhlich in die Höhenlagen der Selbsteinschätzung, die sie uns dann gerne ankreidet.

Vielleicht ist es an der Zeit, diese Haltung in Frage zu stellen, auch andere Wege gelten zu lassen und anstatt Dinge, die wir nicht verstehen, abzublocken und mit wohlwollender Ignoranz zu strafen, mal die Augen und Ohren offen zu halten.

In einer Welt, die zunehmend schneller tickt, zunehmend besser vernetzt ist und schneller reagieren kann, sind einige unserer Deutschen Tugenden weit weniger wichtig, als wir es wahr haben wollen, während einige Dinge gefordert sind, die unseren viel gerühmten Tugenden geradezu diametral entgegen laufen.

An der Welt Wesen soll Deutschland genesen.

Wäre vielleicht, nur vielleicht, heute der Denkansatz, der uns weiter brächte als andersrum.

Dummes Geschwätz meinerseits und mein Beitrag zur Themenwoche Toleranz, die mir ehrlich gesagt ganz schön zum Hals raushängt (also die Themenwoche mit ihrer Interpretation des Themas, weniger die Toleranz, gegenüber Toleranz bin ich tolerant)… bin gespannt auf Feedback…

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