Die alte Frage der HD-Ready-Gucker… der wollte ich mich die Tage auch mal stellen… hier tue ich jetzt mal meine Meinung kund, die ich aus meinen Recherchen der letzten Tage und im Selbstversuch erlangt habe. Für alle, die sich nicht durch den ganzen Text flöhen möchten gibts gaanz unten übrigens ein kurzes Fazit, dass eigentlich alle wichtigen Fakten im Extrakt bietet…
Zur Ausgangslage, ich besitze einen 42″ HD Ready Fernseher sowie PS 3 – die ich auch als BluRay-Player missbrauche, einen HD-fähigen Mediaplayer, einen DVD-Player sowie die Möglichkeit einen Laptop direkt an die Glotze zu hängen… die Wii fällt da sie nur SD angeschlossen ist, aus der Betrachtung.
Von dem 42″er sitze ich in normalem Betrieb ca. 2-3 Meter weit weg, was in etwa einer normalen Wohnzimmersituation entsprechen sollte, eher evtl. ein bisschen näher am Gerät als der Schnitt. An dieser Stelle schonmal die erste Erkenntnis, die bei der Wahl der richtigen Auflösung eigentlich schon die ultimative Antwort gibt:
Das Auflösungsvermögen des menschlichen Auges beträgt ca. eine Winkelminute. Daraus ergibt sich rein rechnerisch, dass bei einem Abstand von etwa dem 2,3-fachen (720p) oder 1,6-fachen (1080i oder p) der jeweiligen Bilddiagonalen die Möglichkeiten der Unterscheidung erschöpft sind. Wer weiter weg sitzt, merkt schlicht keinen Unterschied, da die Unschärfe der menschlichen Wahrnehmung die zusätzliche Schärfe und Detailhaltigkeit des Bildes eliminiert… wer aus mehreren Metern Entfernung auf einen Bildschirm mit 80cm Diagonale guckt, wird definitiv keine Aussage über die Auflösung treffen können, selbst wenn zwischen SD und 1080p gewechselt würde. Dazu fehlt es unserem Auge einfach an Sehkraft (Rückschlüsse über die Übertragungsqualität und die Qualität der Darstellung liessen sich wohl über Kontrast und Farbbrillanz ziehen, aber die Anzahl der Bildpunkte wirkt sich ab oben genannten Entfernungen nicht mehr relevant aus).
Zweite interessante Tatsache ist die, dass 720p innerhalb einer Sekunde 50 bzw 60 Vollbilder mit 1280 x 720 Pixel (=921.600 Pixel) auf den Schirm bringt. 1080i hingegen bringt innerhalb einer Sekunde jeweils Zeitversetzt 25 bzw. 30 Halbbilder der geraden Bildzeilen und 25 bzw. 30 Halbbilder der ungeraden Bildzeilen mit jeweils 1920 x 540 (=1.036.800 Pixel) Pixel auf den Schirm. Die gesamt übertragene Datenmenge bzw. Menge an Bildinformationen ist also in etwa gleich, der Vorteil für 1080i weit geringer als allgemein angenommen. Unterschied ist der, dass 1080i zu Gunsten von mehr wahrnehmbaren Bildpunkten bei der Schärfe der zeitlichen Darstellung Kompromisse macht, während 720p zu Gunsten einer höheren Dichte an Einzel-Vollbildern eine geringere Menge an Bildpunkten anzeigt, was sich aber auf Grund der begrenzten Fähigkeiten des Menschlichen Auges ab dem oben beschriebenen Betrachtungsabstand im Verhältnis zur Bildgröße garnicht oder kaum auswirkt.
Der wesentliche Unterschied zwischen 1080i und 720p lässt sich wie folgt in einem Satz zusamenfassen: 720p bietet mehr Vollbilder pro Zeiteinheit, was zu deutlich schärfer wahrgenommenen Bewegungen und einem insgesamt ruhigeren Bild führt während 1080i durch die insgesamt höhere Anzahl an Bildpunkten insbesondere bei großen Diagonalen mehr Details erlaubt, dafür aber Bewegungen durch das interlaced-Verfahren an Schärfe verlieren sowie scharfe Kanten bzw. Linien leicht unscharf/fransig dargestellt werden können.
Effektiv wird beim interlaced-Verfahren das Mehr an Bildinformation dadurch erkauft, dass ja immer nur die Hälfte der Bildinformation gleichzeitig auf den Schirm gebracht werden. Der restliche Effekt wird „nur“ durch die Trägheit des Auges erreicht und sorgt eben für „Verwischeffekte“, da bei schnellen Bewegungen gleichzeitig unterschiedliche Bewegungsstadien auf dem Gerät dargestellt und vom Auge wahrgenommen werden – die gleichzeitig dargestellten Halbbilder sind schliesslich immer ca. ein Fünfzigstel einer Sekunde auseinander… bei langsamen Bewegungen ist das unkritisch, wenn sich aber etwas relativ schnell durchs Bild bewegt, dann wird dieses Objekt in den geraden und den ungeraden Zeilen des Bildes immer jeweils einige Bildpunkte auseinander sein. Typische Effekte: Flimmern von eng gestreiften Objekten, Treppenbildung/Fransenbildung an diagonalen oder runden Kanten, Verwischeffekte, vibrierende horizontale Linien.
Hinzu kommt, wenn ich das richtig verstehe, dass Plasmas und LCDs ebenso wie DLP Beamer grundsätzlich progressive Anzeigegeräte sind. Somit bedeutet das interlaced-Verfahren bei diesen Geräten noch zusätzlichen Aufwand, da das Bild im Gerät einem De-interlacing unterzogen werden muss, das die durch das interlace-Verfahren entstehenden Effekte aus dem Dargestellten Bild mehr oder weniger erfolgreich herausrechnet und eine quasi progressive Darstellung erlaubt. Wie bei nahezu jeder Aufbereitung des Signals im Gerät kann es hierbei natürlich zu Qualitätsverlusten an anderer Stelle kommen (Schärfeverluste, leicht schwammige Darstellung).
Mein Fazit: 720p ist definitiv besser als interlaced bei dynamischen Bewegungen auf dem Schirm, 1080i kann besser sein bei großen Diagonalen und im Verhältnis zur Bilddiagonale sehr kurzem Betrachtungsabstand – z.B. bei Beamern. Insgesamt würde ich aber bei Betrachtungsabständen von mehr als dem 1,6fachen der Bilddiagonale in der Auswahl zwischen 720p und 1080i immer zu 720p tendieren. 1080p ist natürlich die Krönung und vorerst über jeden Zweifel erhaben da es die Vorteile beider Systeme perfekt verbindet…
720p
+ Bewegungsschärfe, ruhiges Bild
– Erkennbare Pixel bei im Verhältnis zur Bilddiagonale sehr kurzem Betrachtungsabstand
1080i
+Detailreicheres wahrgenommenes Bild bei im Verhältnis zur Bilddiagonale sehr kurzem Betrachtungsabstand
-Verwischeffekte und die typischen interlaced-Effekte
lg,
Marc